A20-Widerstand geht mit Elan in ein neues Jahrzehnt

Seit zehn Jahren setzt sich der Koordinationskreis der Initiativen und Umweltverbände gegen die A20 (ehemals A 22) mit großem Sachverstand und nicht nachlassender Beharrlichkeit für eine zukunftsfähigeund umweltfreundliche Verkehrspolitik in Nord-Niedersachsen ein.

Nachdem im Jahr 1989 der damalige niedersächsische Verkehrsminister Walter Hirche versicherte, "dass weder der Bund noch das Land Niedersachsen die Pläne für diese (...) Maßnahme [gemeint war die A 22] neu aufleben lassen wollen und werden“1, kehrte er bereits kurz nach Eröffnung des  Wesertunnels im Jahr 2004 seine Aussage ins Gegenteil, als er in Zusammenhang mit der A 22 von einem „wichtigen Meilenstein“ auf dem Weg zur Küstenautobahn2 sprach. Zuvor war den Bedenken der Bevölkerung, der Wesertunnel diene als Vorbereitung für die Küstenautobahn, mit dem Argument begegnet worden, der vorgesehene Tunnelquerschnitt entspreche nicht den erforderlichen Kriterien einer Autobahn3.

Die Bevölkerung, die den Wesertunnel in gutem Glauben als regionale Verbindung hingenommen hatte, fühlte sich zu Recht verschaukelt. Der Widerstand formierte sich und entlang der geplanten Trasse bildeten sich überall Bürgerinitiativen. Es wurde schnell klar, dass die zahlreichen Initiativen entlang der 120 km langen Strecke nur mit einem gemeinschaftlichen, gut informierten und vernetzten Widerstand dem System der Autobahn-Lobbyisten Paroli bieten können. So wurde im November 2004 der Koordinationskreis der Initiativen und Umweltverbände gegen die A 20 aus der Taufe gehoben. Er unterstützt besorgte Bürger bei Einwendungen in den Genehmigungsverfahren, hat etliche Studien erarbeitet oder in Auftrag gegeben und setzt sich mit fundierter Informationsarbeit für den Erhalt der letzten zusammenhängenden, wenig gestörten Natur- und Lebensräume im Nordwesten ein. Ein wichtiger Meilenstein war die Gründung des Schutz- und Klagefonds im Jahr 2008. Der Fonds finanziert rechtsanwaltliche Beratung und die Erstellung von Gutachten und wird Kläger gegen die A 20 unterstützen.

Nach zehn Jahren hat der Widerstand gegen die A 20 nicht an Kraft verloren. Im Gegenteil – die Argumente der Autobahngegner haben sich inzwischen vielfach bestätigt. Die Kosten haben sich bisher schon fast verdoppelt, die Betroffenheit von Natur und Landwirtschaft ist weitaus größer als angenommen und inzwischen hat sich gezeigt, dass die A 20 für die Hinterlandanbindung der Seehäfen nahezu nutzlos ist. Einige der Alternativenvorschläge der Autobahngegner wurden bereits verwirklicht, wie beispielsweise die Ertüchtigung der EVB-Bahnstrecke zwischen Bremerhaven und Rotenburg zur Entlastung des Engpasses Bremen. Dagegen sehen sich die Befürworter des Projektes gezwungen, mit aufwendigen Plakataktionen Werbung zu betreiben, weil die Akzeptanz der A 20 zunehmend weg bricht.

„Wir werden dran bleiben“, verspricht Uwe Schmidt, Sprecher der Initiativen gegen die A 20. „Unser Ziel ist es, die betroffene ländliche Region mit zukunftsweisenden Verkehrskonzepten zu stärken, statt sie mit dem überholten Glauben an eine zerstörerische Autobahn zu schwächen“, erläutert Schmidt. „Wir gehen mit großem Elan in ein neues Jahrzehnt des Widerstands und sind sicher, dass unsere guten Alternativkonzepte die fadenscheinige Propaganda bald endgültig in die Mottenkiste der Träumereien und Fehlplanungen verbannen werden“.

1 Nordwest-Zeitung vom 23.05.1989 „Küstenautobahn ersatzlos streichen“
2 Stader Tageblatt vom 16.11.2004 „Der erste Schritt zur Küstenautobahn“
3 Straßenbauverwaltung als Entgegnung auf die Stellungnahmen von Einwendern im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens, siehe Planfeststellungsbeschluss für den Wesertunnel vom 20.12.1996

Koordinationskreis der Initiativen und Umweltverbände gegen die A 20 (A 22) www.A22-nie.de

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