Die ganze Wahrheit der Wesertunnel-Geschichte

Zum zehnjährigen Jubiläum des Wesertunnels erinnern die Autobahngegner daran, dass der Tunnel der Bevölkerung als nicht autobahntauglich verkauft wurde.

Im Vorfeld der Wesertunnel-Planung wurde alles daran gesetzt, diesen Tunnel nicht mit der Küstenautobahn in Verbindung zu bringen. Denn allgemeine Meinung war noch Anfang der 90er Jahre: „Wer das dringend notwendige Projekt der Weserquerung mit dem Planspiel der Küstenautobahn verquicke, tue der Region keinen Gefallen, sondern gefährde den Konsens in der Bevölkerung. Und der hieß bisher so: Der Wesertunnel ist in der Bevölkerung mit einer Küstenautobahn nicht durchsetzbar“ (Rückschau in der Kreiszeitung Wesermarsch vom 22.11.2000). Schon in der NWZ vom 23.05.1989 hatte der damalige Wirtschafts- und Verkehrsministers Walter Hirche verlauten lassen, dass „weder der Bund noch das Land Niedersachsen die Pläne für diese (...) Maßnahme neu aufleben lassen wollen und werden“. 1994 schließlich ist die A 22 aus dem Raumordnungsprogramm gestrichen worden.

Bedenken zur Errichtung des Wesertunnels, er werde nur gebaut, um der Küstenautobahn Vorschub zu leisten, wurden von der Behörde 1996 im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens mit der Begründung abgewiesen, dass der Ausbauquerschnitt des Tunnels nicht dem erforderlichen Querschnitt einer Bundesautobahn entsprechen würde. Im Planfeststellungsbeschluss für den Wesertunnel von 1996 heißt es unter anderem: „Die nunmehr rechtskräftig planfestgestellte Ortsumgehung Rodenkirchen sowie die Verbesserungen der B 211 bei Brake und Loyerberg, bilden damit ein komplettes leistungsfähiges Straßennetz, das den Bau einer Küstenautobahn entbehrlich macht. Dabei darf nicht übersehen werden, dass die A 1 nahezu komplett 6-spurig aufgebaut werden soll, wodurch sich die Leistungsfähigkeit auch im Holland-Skandinavien-Verkehr weiter erhöht.“

Am 16.02.1998 findet der offizielle erste Spatenstich zum Wesertunnel statt. Anfang November 2000 hatte der Niedersächsische Verkehrsminister Dr. Peter Fischer (SPD) einer Küstenautobahn eine deutliche Abfuhr erteilt. Zwischen Elbquerung/A20 und Wesertunnel „wird man über eine geeignete Verbindung nachdenken müssen, eine Küstenautobahn ist dafür aber nicht notwendig“, sagte er in einem Interview in der Kreiszeitung Wesermarsch vom 22.11.2000. Doch intern waren in seinem Haus bereits die Diskussionen über diese Autobahn neu aufgenommen worden.

Bereits am 8.11.2000 – also noch während des Baus des Wesertunnels –  findet eine Dienst-besprechung im Niedersächsischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium statt, um „einen Autobahnverlauf zu untersuchen, der ausgehend von der Elbequerung den Raum Bremervörde weitgehender erschließt, durch den im Bau befindlichen Wesertunnel führt und südlich Varel die A 29 kreuzend bei Westerstede die A 28 erreicht“. Am 26.02.2001 Küstenautobahn – also immer noch vor Fertigstellung des Wesertunnels – unterzeichnen die Industrie- und Handelskammern und zahlreiche Gebietskörperschaften die Entschließung zur. Und schließlich beantragt das Land Niedersachsen im Mai 2002, die Küstenautobahn als A 22 in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen.

Die „wahre“ Geschichte des Wesertunnels zeigt, wie die Bevölkerung von Politik, Lobbygruppen und Verwaltung methodisch und systematisch verschaukelt wird.

Quelle: Ammerländer Bürger gegen die A22/20

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